In der Hauptstadt gibt es aktuell wohl kaum ein Verkehrsthema, das so hohe Wellen schlägt wie der vermeintliche Mangel an Parkplätzen. Während sich viele Autofahrer deutlich mehr Abstellmöglichkeiten in Berlin wünschen, pochen andere Verkehrsteilnehmer auf mehr Raum für Fußgänger, Radfahrer und den ÖPNV.
Ragnhild Sørensen ist Pressesprecherin bei „Changing Cities“. Auf Nachfrage von BERLIN LIVE hat sie jetzt noch einmal betont, dass es ein „Gesamtkonzept zum Abbau der Parkplätze“ braucht. Auch die günstigen Gebühren für Anwohnerparkplätze seien ein Problem.
In Berlin liegen die Gebühren für’s Anwohnerparken im zweistelligen Bereich
Während in anderen europäischen Großstädten die Gebühren für einen Anwohnerparkplatz im drei- bis vierstelligen Bereich liegen, kostet dieser in Berlin gerade einmal 10,20 Euro. Das ist nicht nur unverhältnismäßig niedrig – es deckt auch nicht die Verwaltungskosten, die dadurch entstehen. Für die Verkehrsaktivisten von „Changing Cities“ ist dies nicht hinnehmbar.
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„Die Höhe des Preises ist ja vor allem eine Frage der Wirkung“, so Sørensen. „Was ist uns der öffentliche Raum wert? Um die Stadt klimaresilient umzubauen, braucht es Flächen für aktive Mobilität und ÖPNV sowie grüne und blaue Infrastruktur – also für Begrünung, Entsiegelung und Wassermanagement-Maßnahmen im Sinne der Schwammstadt.“
„Es braucht ein Gesamtkonzept zum Abbau der Parkplätze und zum Umbau der Stadt“
Wie Ragnhild Sørensen gegenüber BERLIN LIVE erklärte, sollten Parkplätze nicht einfach nur entfallen, weil sie „doof“ seien – die Fläche werde vielmehr für andere Zwecke benötigt. „Es braucht also ein Gesamtkonzept zum Abbau der Parkplätze und zum Umbau der Stadt über einen längeren Zeitraum“, so die Pressesprecherin von „Changing Cities“.
„Der Preis des Anwohnerparkens spielt dabei eine Rolle, aber natürlich auch das Vorhandensein von alternativen Mobilitätsangeboten, wie zum Beispiel der Ausbau des Radnetzes. Der Preis, der zum Beispiel nach Hub-Raum gestaffelt werden und nach einem transparenten Plan mit der Zeit steigen kann, muss in diesem Kontext berechnet werden. Einfach eine Nummer zu nennen, ist wenig zielführend.“
Verkehrssenatorin Bonde reagiert auf die Kritik des ADAC Berlin-Brandenburg
Nachdem sich Martin Koller, Verkehrsvorstand des ADAC Berlin-Brandenburg, in einem Gespräch mit dem „Tagesspiegel“ irritiert über das schleppende Tempo bei der Erhöhung der Anwohnerparkplatzgebühren geäußert hatte, erklärte Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) am Donnerstagabend beim RBB, dass man mit Hochdruck daran arbeite. Laut der Senatorin werde es im zweiten Halbjahr 2025 sicherlich ein Konzept geben, das alle Interessen berücksichtigt.
Auf Nachfrage von BERLIN LIVE, ob „Changing Cities“ noch vor der Wahl zum Abgeordnetenhaus am 20. September 2026 mit einer Erhöhung der Gebühren für Anwohnerparkplätze rechne, zeigte sich Ragnhild Sørensen skeptisch:
„Der SPD-CDU-Senat hat sich mit ihrer Autopolitik selbst ein Beinchen gestellt. In einem Wahljahr den Autofahrenden höhere Kosten abzuverlangen, würde Stimmen kosten“, so Sørensen. „Der Plan des Berliner Senats für die zukünftige Mobilität der Stadt besteht ja ausschließlich darin, dass es den Autofahrende gut gehen sollen.“